Über das „Leißlinger Eierbetteln“
Jedes Jahr zu „Kleinpfingsten“ zieht es viele Besucher aus nah und fern nach Leißling zum traditionellen „Eierbetteln“. Hier, im idyllisch gelegenen Saaledorf hat sich dieser Frühlingsbrauch am besten in unserer Gegend erhalten. In den letzten Jahren wurden bis zu 500 Teilnehmer an der bunten Maskerade auf den Straßen des Ortes gezählt. Bei günstigem Wetter verfolgt ein Mehrfaches an Zuschauern das lustige und musikalische Treiben der Masken.
Bereits am Vortag, dem Sonnabend nach Pfingsten, werden mit zünftiger Blasmusik über hundert „Maien“ (Birken) angesehenen, aber auch zahlungskräftigen Dorf-
bewohnern vor das Haus gesetzt. Der so geehrte Einwohner verbindet seinen Dank mit einem Geldbetrag zur Finanzierung des Heimatfestes. Seit alters her ist dieses“Maienstecken“ ein Vorrecht der Männer, schon deshalb, weil seine vielstündige Dauer harte und trinkfeste Mitwirkende verlangt.
Am „Eierbetteln“ selbst aber, sind alle Einwohner vom Kindergartenkind bis zu den Veteranen irgendwie beteiligt. Nach den „Austrommlern“ am frühen Morgen sind die Kinder die ersten, die vormittags mit phantasievollen Kostümen die Volksfeststimmung anheizen. Ihr lustiges Treiben endet gegen Mittag mit einem Umzug zur Thüringer Pforte, wo sie sich mit einer Bockwurst im Limonade stärken können.
Punkt um 12:00 Uhr beginnt dann der Heischeumzug, dass eigentliche „Eierbetteln“. Voran der Vorstand, ziehen die Sammler und Träger mit dem „Eierprinzen“ und der Blasmusik von Haus zu Haus um Eier, Wurst und Speck, in neuerer Zeit vorwiegend Geld, einzusammeln.
Während dessen beleben sich die Strassen mit bunt verkleideten Frauen, Männern und Jugendlichen. Das alles gleicht einem sommerlichen Straßenkarneval, für die Zuschauer und Teilnehmer ein lustiges Gaudi. Gegen 18:00 Uhr sammelt sich das Ganze zum großen Festumzug, der Höhepunkt und Abschluss des „Eierbettelns“ darstellt.
Zum Brauch gehört aber auch noch der „Schmaus“, bei dem eine Woche später zum Abschlußtanz die gesammelten Eier von den Teilnehmern verspeist werden.
Über die Jahrhunderte hinweg haben sich Inhalt und Zeitpunkt stark verändert. Überliefert ist aber die Symbolik, wie die Birke und das Ei als Frühlingsboten, der Strohbär und die Masken als die bösen Geister (Winter), dass Pritschen- oder Schweineblasenschlagen zum Vertreiben böser dämonischer Geister und schließlich der Heischegang von Haus zu Haus.
Der Name „Eierbetteln“ ist jüngeren Datums. Einst hieß der Brauch „Fest des Todaustreibens“. Diese Bezeichnung kommt dem Ursprung näher, geht es doch um den Sieg des Frühlings über den Winter. Ein Fest, welches in Europa einmal verbreitet war.
Das heutige „Leißlinger Eierbetteln“ gehört zu den am meisten überlieferten Brauchtum unserer Heimat. Es ist uraltes kultisches Erbgut, welches es zu erhalten gilt. Gewährt es doch Einblick in das Denken und Fühlen unserer Vorfahren, die mit der Natur eng verbunden waren, ihre Gesetze aber noch nicht kannten.
Noch ist bei den Leißlinger Einwohnern die Pflege des Brauches „Eierbetteln“ fest verwurzelt, so dass auch in nächster Zukunft das Fest erhalten werden kann. Für die interessierten Bürger der Umgebung bietet sich jährlich am Sonntag nach Pfingsten Gelegenheit, das Dorf Leißling und seinen Frühlingsbrauch zu bestaunen.
Diesen uralten Frühlingsbrauch zu erhalten, hat sich der Heimatverein „Leißlinger Eierbetteln e.V.“ zur Aufgabe gemacht. Sein Vorstand organisiert, propagiert und leitet zugleich den zum Heimatfest erhobenen Brauch.
Für Fotos vom Leißlinger Eierbetteln besuchen Sie www.eierbetteln-leissling.de